Foldafjord (Teil2)


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Viel Zeit verbrachten wir im Anschluss nicht mit der Begutachtung des Hauses sondern fielen sofort in unsere Betten und versuchten erstmal den Mangel an Schlaf und Komfort der vergangenen Nacht zu kompensieren.

Gegen Mittag krochen wir langsam aus unseren Betten und inspizierten das Haus. Die Einrichtung war zwar etwas altbacken aber völlig ausreichend zudem die großräumige Küche mit (für mich) typisch blau-weißen Holzmöbeln sehr heimelig war. Draußen gab es einen Grillplatz, eine Holzveranda einen Stachelbeerstrauch und zu meiner Begeisterung auch ein großes Trampolin.

Als nächstes wollten wir mal unserer eigentlichen geplanten Haupttätigkeit hier nachgehen und das Boot und die Anlegestelle begutachten. Diese lag etwas entfernt gut 500 m von der Straße entfernt, und es ging ein gutes Stück bergab über Schafweiden vorbei an denselbigen und der Achtung derer Hinterlassenschaften.
Die Anlegestelle bestand aus einigen zerfallenen Schuppen und einen Birkenhain. Das Boot war an einem schwimmenden Steg befestigt der nur nach einiger Felskletterei zu erreichen war und war nix besonderes aber solange es einen funktionierenden Motor hatte, war uns das nur Recht.

Die Arbeitsverteilung war während fast aller Ausflüge gleich, ein Kumpel benutzte die einzige Angel die wir zur Verfügung hatten, der andere versuchte sein Glück mit der Langleine und ich war für die Unterhaltung zuständig, um das Leben meiner Jungens auf der harten See etwas aufzulockern. Der erste Ausflug war leider von keinem Erfolg gekrönt und so zogen wir wieder die Leinen ein und machten uns auf den Heimweg.
So musste es halt diesen Abend Kartoffelgratin gänzlich ohne marine Beteiligung geben. Die Abende waren davon geprägt das wir uns alle vor dem Laptop setzen um den Rückstand an Serien- und Filmkenntnis der teilweise vorhanden war auszugleichen. Mein Kumpel (der mit der Angel) beschloss nächsten morgen früh morgens aufzubrechen, weil er überzeugt war das die lichtscheuen Fische dann eher anbeißen würden. So ging er denn, allerdings musste er feststellen, dass es wohl doch eher an anderen Faktoren lag und so blieb unsere Fischkiste abermals leer.
Wir beschlossen am Nachmittag es mal an einer etwas seichteren Stelle zu versuchen.

Diese lag etwas abseits in einer Bucht. Der Erfolg machte sich nicht so recht einstellen und der Verluste zahlreicher Gewichte inklusive Leine führte merkwürdigerweise auch nicht zur Verbesserung der Stimmung, aber immerhin kam die Sonne das erste mal seit Tagen heraus und schaffte eine Atmosphäre der Friedlichkeit, die man nur genießen konnte. Dann hatten wir doch einen ersten Erfolg und fingen drei Makrelen. Damit war immerhin das Abendessen gesichert, wenn auch die Ausbeute wieder nicht zufriedenstellend war.
So machten wir uns auf den Rückweg und preschten über die Wellen in freudiger Erwartung auf den frischen Fisch, zum Glück hatte ich mit dem Ausnehmen der Fische nichts zu schaffen sondern nur mit dem Verzehr.

Angerichtet nach Müllerin Art schmeckte der Fisch ausgezeichnet, obwohl ich vorher allgemein den Eindruck gewonnen hatte, dass Makrelen eher mit verächtlichen Blicken bedacht werden,wenn sie mal auf der Speisekarte stehen. Vermutlich da sie so zahlreich sind und daher eher als Mainstream Fisch gesehen werden (das waren nur meine Gedanken dazu).

Pappsatt gaben wir uns wieder Videotechnik hin und schlummerten diese Nacht friedlich mit Fischgräte im Mund in unseren Bettchen. Meine beiden Freunde versuchen es am nächsten Tag wieder früh und trafen dabei wohl noch den alten Norweger, den wir immer nur Ole nannten, und schilderten ihm unsere Erfolglosigkeit. Er nahm sie daraufhin mit zu seiner Geheimstelle an der sich wohl eine Verwerfung auf dem Meeresboden befand, der dazu führte das die Fische aufsteigen mussten und direkt in die Leinen schwimmen mussten, so hielt Ole kurz seinen Langleine ins Wasser und wurde schon nach kurzer Zeit mit nahezu allen Haken besetzt belohnt.
Unnötig zu sagen das wir die verbleibenden Tage versuchten es ihm gleichzutun aber irgendwie war unsere Ausrüstung nicht ansprechend genug oder wir verfehlten Stelle so das wir nie mit Jesus Christoph ähnlichem Erfolg beglückt wurden.
Aber immerhin fingen wir mehr als vorher auch wenn es größtenteils Makrelen waren.

Den einen Tag hatten wir großes Glück als ein großer Dorsch wohl eher zufällig in unseren Beschwerungsköder schwamm und den dicken Dreifachhaken biss. Auf der Waage brachte der Kaventsmann nahezu 5 Kilo was für uns schon fast ein Wunder war. Die enormen Filets ließen wir uns gebacken in einem Sahnegratin schmecken und er bot eine willkommene Abwechslung zu den Makrelen die es inzwischen doch relativ häufig gab. Wie vielleicht bereits angeklungen ist, waren wir mehr zum Entspannen und Angeln in Norwegen als für Wandern oder wegen der Sehenswürdigkeiten. Einen Tag beschlossen wir dennoch in eine etwas weiter entfernte Stadt zu fahren die an der Mündung des Fjordes zum Meer gelegen war. Die Stadt ( #) war deutlich größer als die meisten umliegenden Gemeinden und beherbergte auch eine großzügige Touristeninformation wo man sich mit Postkarten und Briefmarken eindecken konnte, des weiteren gab es Infomaterial zu den heimischen Fischen. So waren wir immer noch davon überzeugt keinen Seelachs gefangen zu haben, allerdings stellte sich später wieder daheim heraus das der Seelachs nur eine Erfindung der Lebensmittelindustrie ist und sich auf mit rosa Farbstoff gefüttertem Köhler, der dazu führte eine Lachs-ähnliche Färbung zu erzielen, sofern mich meine Erinnerung nicht täuscht. Die Stadt bot nach einer stichprobenartigen Erkundung keine weiteren Highlights also machten wir uns bald auf den Rückweg.

In der zweiten Woche gab es den ersten Tag mit durchgehendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Völlig euphorisiert davon beschlossen wir mal das gute Wetter für ein Bad im Fjord zu nutzen. Beherzt reingesprungen und die wollige Kälte in jeder Faser seines Körpers zu spüren war zumindest mal eine Abwechslung. Da das Wasser nur ca. 15 Grad hatte war an längeres Verweilen nicht zu denken und wir beschränkten uns darauf die Sonne auf dem Wasser im Boot zu genießen. Die nächsten Tage sollten dann die Strafe für zu viel Sonnengenuss sein und es regnete fast ununterbrochen und wir waren gezwungen uns die Zeit im Haus zu vertreiben.

Die Tage vergingen wie im Flug und im nu waren die zwei Wochen Ausspannen in Skandinavien wieder vorbei, unsere restlichen Kronen ließen wir dem guten Ole da und machten uns auf die lange Rückfahrt. Diesmal immerhin mit mir im wachen Zustand als es übers das Hochplateau ging. Die Sonne schien und die kristallklaren Seen und Flüsse luden regelrecht zum Verweilen ein, doch keine Zeit, es galt ein Fähre zu erreichen.

Wir erreichten die Station etwas vorzeitig und müssten noch die Nacht in einem Aufenthaltsraum verbringen, was aber allemal bequemer war als in einem kalten stickigen Auto. Etwas wehmütig fuhren wir in den Bauch der Fähre wohl wissend das es jetzt wieder ins unspektakuläre, ewig unzufriedene Deutschland geht, aber wir wusste wir würden zurückkommen in das Land der Fjorde und Berge.