Wandern im Nationalpark Jotunheimen


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Jotunheimen ist eine Gebirgsregion in Zentralnorwegen, die mit Superlativen aufwarten kann: 60 Gletscher, die höchsten Berge Norwegens, mehr als 275 Berggipfel mit einer Höhe über 2000 m, einige der bekanntesten Wanderwege der Welt, die höchste Baumgrenze Nordeuropas sowie die höchste Passstraße Nordeuropas. Diese Aufzählung beschreibt aber nicht annährend die Schönheit der Landschaft, die das norwegische "Riesengebirge" zu einem der beliebtesten Wandergebiete des Landes macht. Jotunheimen ist nur 240 km nordwestlich von Oslo gelegen und von dort aus mit Bus, Bahn oder Auto leicht zu erreichen. Die für ihre schönen Ausblicke bei Touristen beliebte Sognefjellstraße führt durch das Gebiet und erschließt den Zugang zu vielen Wanderwegen. Das Gebirge selbst erstreckt sich über eine Fläche von 3 500 km², etwa ein Drittel davon, nämlich 1 155 km², wurden als Nationalpark ausgewiesen. West- und Ost-Jotunheimen unterscheiden sich landschaftlich. Die Landschaft im Westen ist sehr schroff und von den steilen Bergen des Hurrangane-Massivs, Gletschern, Seen, Mooren und Fjells geprägt, die während der letzten Eiszeit entstanden sind. Das Wetter dort ist rau und wechselt ständig. Im Osten ist das Relief gemäßigter und das Wetter im Durchschnitt freundlicher. Das Wetter kann in Jotunheimen dennoch generell durch die Höhenlage des Nationalparks schnell umschlagen. Neuschnee ist auch im Sommer keine Seltenheit, die Ausrüstung sollte also entsprechend sorgfältig ausgewählt werden.

Viele Wanderwege in Jotunheimen sind anspruchsvoll und verlangen Klettererfahrung, ebenso gibt es einfachere Strecken, bei denen jeden Abend eine Hüttenübernachtung vorgesehen ist. Die DNT-Hütten Memurubu, Torfinnsbu, Gjendebu, Fondsbu, Leirvassbu, Spiterstulen sowie Glitterheim sind bewirtschaftet, Olavsbu ist eine Selbstversorger-Hütte. Es gibt im Jotunheimen-Nationalpark noch etwa 20 Hütten mehr, die nicht vom DNT bewirtschaftet sind, aber dem müden Wanderer ebenso komfortabel und zweckmäßig Unterkunft bieten. Kinder freuen sich zum Beispiel sicher über die Unterkunft im Storhaugen-Hotel, das komfortable Zimmer und Hütten mit einem Bauernhof-Erlebnis verbindet. Das Turtagrø-Hotel im Westen des Nationalparks ist ideal, um von dort aus Tagestouren zu gehen und es sich abends im Restaurant oder an der Bar gemütlich zu machen. Es werden auch geführte Wanderungen und Kletterkurse angeboten. Eine der beliebtesten Routen vom Hotel aus führt in ca. 4 Stunden zum Gipfel des 2068 m hohen Fannaråken. Dort betreibt der norwegische Wanderverein seine höchstgelegenste Hütte, die bei klarem Wetter einen unglaublichen Ausblick über das Hurrungane-Massiv bietet. Die Wanderung zum Gipfel ist technisch nicht sehr anspruchsvoll.

Einer der bekanntesten Wanderwege ist der Besseggen-Grat, der bei schönem Wetter nicht gerade einsam ist, aber das tut der beeindruckenden Aussicht auf die Seen weit unten in der Tiefe keinen Abbruch. Obwohl der Grat an manchen Stellen nur 10 m breit ist, ist der Weg mit festem Schuhwerk und etwas Konzentration nicht wirklich gefährlich. Die Wanderung über den Besseggen-Grat führt in der Regel von der Gjendesheim-Hütte zur Memurubu Hütte oder umgekehrt. Eine Übernachtungs-Alternative ist der Campingplatz von Maurvangen. Von Gjendesheim aus folgt man dem markierten Pfad nach Glitterheim, bis nach ca. 30 Min. der Weg nach links in die Vektløyfti-Klamm führt, durch die man auf die Veslefjellet-Ebene aufsteigt. Danach begeht man dann den eigentlichen Besseggen-Grat. Nach der Passage des Bessvatnet führt der Pfad an einem See vorbei und steigt dann ab zur Memurubu-Hütte. Von dort fährt ein Schiff im Sommer mehrmals täglich zurück nach Gjendesheim und auch zur Gjendebu-Hütte, die Ausgangspunkt für weitere Wanderungen sein kann. Die reine Gehzeit für die Besseggen-Grat Tour beträgt etwa 6-7 Stunden.

Ein guter Ausgangspunkt für die Besteigung des höchsten Bergs Norwegens und Skandinaviens, dem 2469 m hohen Galdhøpiggen, ist die Juvasshytta am Fuße des Berges. Die Hütte selbst liegt schon auf 1800 m und die Betreiber bieten geführte Gilpfelwanderungen oder auch Gletscherwanderungen an. Die Gehzeit für den Aufstieg beträgt von dort aus ca. 4 Stunden, gute Ausrüstung und Trittsicherheit sind für die Überquerung des Gletschers Piggbreen notwendig. Der Weg ist gut markiert und technisch wenig anspruchsvoll, Skistöcke können aber das Gehen auf dem teilweise verharschten Schnee sehr erleichtern. Wer die Gipfelbesteigung nicht von der Juvasshytte aus startet, beginnt seinen Weg beim Hotel Spiterstulen und hat damit eine ca. 2 Stunden längere Gehzeit. Wer sich entlang von Bächen, über Firnfelder und über Schotterhänge zum ständig schneebedeckten Gipfel durchgekämpft hat, wird mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt. Es gibt dort oben eine Schutzhütte, die für die geführten Wandergruppen in den Sommermonaten geöffnet wird. Eine erlebnisreiche Führung ist auch eine Wanderung über den Gletscher Svellnosbreen, die von Spiterstulen aus angeboten werden. Nach etwa der Hälfte des Abstiegs vom Gipfel des Galdhøpiggen kann man in nur 30 Minuten eine Abbruchkante erreichen, von der aus man einen tollen Ausblick auf den weit unten liegenden, zerklüfteten Gletscher hat. Dazu biegt man knapp oberhalb des Firnfeldes nach rechts in Richtung der 1924 m hohen Hügelkuppe ab, die nach Durchquerung einer schneereichen Mulde erreicht wird. An der Abbruchkante sieht man dann sowohl den Gletscher als auch den zuvor bestiegenen Berggipfel. Von der Kante aus kehrt man um und erreicht nach 30 Minuten wieder den Hauptweg zurück Richtung Juvasshytte oder Spiterstulen.

Weitere interessante Wanderungen führen von Øvre Årdal über den Bauernhof Vetti zum Wasserfall Vettisfossen und zu der Hütte Stølsmaradalen. In Jotunheimen kann man mehr als nur einen Wanderurlaub verbringen, bevor man alles gesehen hat und selbst dann lohnt es sich wiederzukommen, den die Berglandschaft bietet zu jeder Jahreszeit andere Impressionen.

Wer mehr über die Landschaft und Geschichte von Jotunheimen erfahren möchte, findet im Nationalparkzentrum, dem Norsk Fjellmuseum alle Informationen spannend und anschaulich dargestellt. Kinder werden vor allem die lebensgroßen Mammutmodelle und den einzigartigen Eistunnel mögen! Das Museum ist von Mai bis September geöffnet (im Winter auf Nachfrage) und liegt in Lom, im Norden des Nationalparks.

Empfehlenswerte Wanderkarten sind Jotunheimen Aust und Jotunheimen Vest im Maßstab 1:50 000 vom Statens Kartverk.