Wandern im Nationalpark Rondane


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Rondane ist ein Gebirge und Nationalpark in Zentralnorwegen, ca. 300 km nördlich von Oslo gelegen. Der älteste Nationalpark Norwegens wartet auf einer Fläche von 963 km² mit zehn Berggipfeln über 2000 m Höhe auf passionierte Wanderer. Durchschnittlich liegt das karge Fjell mehr als 1000 m über dem Meeresniveau. Bekannt ist Rondane für die Herden von wilden Rentieren, die völlig unabhängig vom Menschen durch die Landschaft ziehen. Mit etwas Glück sieht man auch andere scheue Tiere, z. B. Auerochsen oder eine der übrigen 26 Säugetierarten im Gebiet. Wer sich für Vögel interessiert, sollte sein Fernglas nicht vergessen, denn in der kargen Tundralandschaft wurden bisher schon 124 Arten nachgewiesen. Geologisch sehr interessant sind seltene Bodenformationen in Form von Bahndämmen, die durch Ablagerungen von Gletscherflüssen während der letzten Eiszeit entstanden sind, die sogenannten Esker. Sie können sich kilometerweit durch die Landschaft ziehen und sind in Rondane besonders verbreitet.

In Rondane regnet es etwas weniger als z. B. in Jotunheimen. Trotzdem ist das Wetter alles andere als mild und vorhersehbar, für mehrtägige Touren eignen sich daher eigentlich nur die Monate Juli und August. Wer Skitouren gehen oder mit Langlaufskiern wandern möchte, findet im Nationalpark ab Mitte Februar beste Bedingungen mit markierten und teilweise gespurten Strecken. Scheinbar endlose weiße Ebenen und zackige Berggipfel gegen einen strahlend blauen Himmel versprechen Wintergenuss pur. Im Hochsommer aber mischen sich hier und da bunte Bergblumen in die mageren Wiesen und bieten dem Auge Abwechslung von den unzähligen Grün- und Grautönen der Flechten, Moose und Felsen. Die vielen Sträucher, die sich, wie um sich vor dem Wind zu verstecken, nah an die Felsen und den Boden schmiegen, tragen teils essbare Früchte und versorgen den Kenner mit gesunden Naschereien am Wegesrand.

Der beste Ausgangspunkt für die Erkundung bzw. "Erwanderung" von Rondane ist die Stadt Otta. Von dort aus ist in ca. 30 min. Autofahrt der Parkplatz Spranget zu erreichen (ein Teil der Straße ist mautpflichtig). 6 km Fußmarsch von dort entfernt liegt Rondvassbu, was wiederum ein zentraler Ausgangsort für die meisten Wanderungen und Gipfelbesteigungen der Region ist. Der zweithöchste Berg des Rondane-Nationalparks, der Storronden mit seinen 2138 m, ist von dort z. B. in 5 Stunden erreichbar. Gipfeltouren sollten aufgrund des unbeständigen Wetters jedoch nur bei optimalen Bedingungen gestartet werden. Bei klarem Wetter bietet sich dann ein toller Blick über die Gipfel des Massivs und die steilen Blockschutthalden des Berges, die wie eine Mondlandschaft erscheinen. Eine weitere schöne Tour führt zum Gipfel des Vinjeronden in 2044 m Höhe und nimmt dann noch nach einer Gratwanderung im wahrsten Sinne des Wortes den 2178 m hohen Gipfel des Rondslottet mit. Die Tour verlangt Ausdauer und Trittsicherheit, belohnt aber mit spektakulären Ausblicken und ist markiert.

Eine der klassischen mehrtägigen Touren in Rondane ist die "Dreieckstour", die in 4-5 Tagen Rondvassbu, die Døråls?ter-Hütte und die Bjørnhollia-Hütte miteinander verbindet, die ebenfalls bewirtschaftet sind. Dabei wird das Massiv der höchsten Gipfel des Rondane umrundet und ein tolles Bergpanorama ist stets garantiert. Rondvassbu selbst liegt am Ufer des langen und schmalen Sees Rondvatnet, der von steilen Berghängen flankiert wird. Im Juli und August verkehrt auf dem See eine Fähre drei mal täglich zwischen Rondvassbu im Süden und Nordvika im Norden und eröffnet so noch mehr Wandermöglichkeiten.

Eine alternative Möglichkeit Rondvassbu zu erreichen ist die Wanderung von Dørålseter aus. Die Gehzeit beträgt ca. 4 Stunden, dabei sind 15 km Strecke und ca. 700 Höhenmeter zu überwinden. Die Strecke ist konditionell recht anspruchsvoll und verlangt festes Schuhwerk wegen der steinigen Wege. Wer will, kann entweder eine Rundwanderung daraus machen oder in Rondvassbu übernachten. Von der Hütte Øvre Dørålseter aus ist der Weg ausgeschildert. Es werden zwei Bäche überwunden, bis der Weg der unteren Dørålseter-Hütte dazu stößt. Anschließend folgt man dem Schild zum Fluss Atna, dem der Weg ein Stück folgt. Nach ca. einer Stunde zweigt ein Weg in westliche Richtung nach Langholet ab, man folgt aber dem markierten Pfad weiter nach Süden. Vorbei an Seen und immer zur Rechten des Baches Bergedalsbekken. Kurz vor dem See Rondvatnet, nach fast 3 Stunden Gehzeit, kann man sich entscheiden, ob man gleich mit dem Boot über den See setzen will um zur Hütte zu gelangen, oder ob man einen Abstecher auf den 1640 m hohen Rondhalsen machen möchte. Der Aufstieg ist zunächst steinig und steil, die Aussicht entschädigt aber für die Anstrengung. Für ehrgeizige bietet sich kurz nach dem Gipfel noch ein Abstecher zum Berg Veslesmeden (2015 m) an. Der Abstecher nach Nordwesten dauert ca. 3 Stunden, umfasst 500 z.T. sehr steile Höhenmeter und beginnt an einem großen Steinmann, dem man beim Abstieg vom Rondhalsen Richtung Rondvassbu begegnet. Wer lieber direkt weitergehen möchte, folgt dem Bach Rondhalsbekken und sieht bald schon die Hütte, die das Ziel oder den Umkehrpunkt darstellt.

Familientauglich, leicht zu begehen und gut markiert ist die 19 km lange Tour von Høvringen zur Hütte Peer Gynt. Die Hütte hat von Anfang Juli bis Mitte August geöffnet. Sie ist ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen weiter in den Rondane-Nationalpark hinein. Die Wanderung startet in Brekkeseter, wo es ein gemütliches Hotel gibt. Ein Hinweisschild zeigt den Weg nach Smuksjøseter an, dem man zunächst folgt, um sich dann immer an den Markierungen des norwegischen Wandervereins, dem roten "T", zu orientieren. Man folgt nach einiger Zeit dem Bach Høvringsåe, der sich durch das grüne Tal schlängelt, das ein bisschen an Filme wie "Herr der Ringe" erinnert. Nach ca. einer Stunde ist der See Høvringsvatnet erreicht, vor dem links ein mit blauen Punkten markierter Pfad Richtung Steinbuhø führt. Schon bald zeigt ein Hinweisschild zur Peer Gynt Hütte. Diesem Weg folgt man, immer an einem Bach entlang. Bevor die Hütte erreicht wird, überquert eine Brücke die Klamm Imbertglupen, die von der eiszeitlichen Entstehung der Landschaft zeugt. Wer möchte, übernachtet nach ca. 3 Stunden Gehzeit in der Hütte oder folgt den Schildern zurück nach Høvringen, diesmal am Ufer des Høvringsvatnet entlang und durch eine urige Moorlandschaft, die man trockenen Fußes auf Holzbohlen durchquert.

Das Zelten ist im Nationalpark überall mit Ausnahme der Gegend um Rondvassbu erlaubt, wo Zeltbereiche markiert sind. Dort gibt es auch die oben erwähnte, bewirtete DNT-Hütte. Der DNT betreibt im Nationalpark mehrere Hütten mit und ohne Personal. Ein Tipp für eine besondere Wohltat nach einem langen Tag an der frischen Luft: Das Høyfjellshotel ist eine Luxus-Hütte mit Spa-Angebot. Die Übernachtung ist mit ca. 120 € pro Person nicht gerade günstig, dafür ist leckeres Essen im Preis inbegriffen und es können Wellness-Anwendungen gebucht werden.

Die Wanderungen in Rondane sollten nicht ohne Karte begangen werden, denn die hier gegebenen Wegbeschreibungen sind nicht präzise genug, um die Pfade im Gelände sicher zu finden. Sie dienen vielmehr dazu, einen Eindruck von der Vielzahl der Möglichkeiten zum Wandern in Norwegen zu vermitteln. Empfehlenswerte Karten für das Gebiet sind Rondane und Rondane Sør im Maßstab 1:100 000 bzw. 1:50 000, herausgegeben vom Statens Kartverk sowie die Turkart Høvringen/Rondane im Maßstab 1:40 000.